Gerichtsurteile - Urteilsbesprechungen

Gerichtsurteile für jeden verständlich aufbereitet. Interessante Urteilsbesprechungen zu Gerichtsentscheidungen

Startseite › Bankrecht u. Anlagerecht Urteile › Nachlässige Überprüfung eines Schecks – OLG Karlsruhe vom 21.10.2008 – Az. 17 U 212/07

Nachlässige Überprüfung eines Schecks – OLG Karlsruhe vom 21.10.2008 – Az. 17 U 212/07

admin 23. Dezember 2008    

Ein Privatmann hatte seinen Jahreswagen über das Internet an einen vermeintlichen niederländischen Geschäftsmann zum Preis von 42.300 Euro verkauft. Der Käufer wollte den Wagen bei Abholung mit einem Scheck bezahlen. Er übermittelte dem Verkäufer hierzu vorab eine Kopie des Schecks und eine angebliche Bankbestätigung über die Deckung. Der Verkäufer wandte sich mit dem Schriftstück an seine Hausbank. Ein Bankangestellter prüfte die Scheckbestätigung und versicherte sich sogar bei der dort angegebenen Telefonnummer über die Deckung des Schecks. Schließlich bestätigte das Geldinstitut, dass alles in Ordnung sei. Aufgrund dieser Information händigte der Bankkunde am nächsten Tag dem Abholer gegen Übergabe des angeblichen Originalschecks den Wagen aus. Später stellte sich heraus, dass es sich bei dem vorgelegten Schriftstück überhaupt nicht um einen Scheck, sondern um ein Überweisungsformular handelte. Es existierte auch kein Käufer unter dem angegebenen Namen und sogar die Bestätigung der niederländischen Bank war fingiert. Der Autoverkäufer nahm daraufhin das Geldinstitut auf Schadensersatz in Anspruch.

Mit der Aufforderung um Überprüfung des vermeintlichen Schecks kam zwischen Bank und Kunden ein Auskunftsvertrag, möglicherweise sogar ein Beratungsvertrag mit allen Haftungsfolgen zustande. Der Bankangestellte wusste, dass es dem Kunden auf eine Überprüfung durch eine fachkundige Person ankam und es um eine weitreichende finanzielle Entscheidung ging. Er hätte sich daher nicht darauf beschränken dürfen, die angegebene Nummer anzurufen, sondern hätte weitere Nachforschungen anstellen müssen, zumal für jeden Fachmann erkennbar war, dass dem vermeintlichen Scheck die gesetzlichen Scheckbestandteile nach deutschem Recht fehlten. Somit hätten die Verdachtsmomente Anlass für eine weitere Nachprüfung oder den Ausspruch einer deutlichen Warnung sein müssen. Beides hatte das Geldinstitut unterlassen. Es war daher für den Verlust des Wagens verantwortlich und musste seinem Kunden den eingeklagten Schaden von 40.000 Euro ersetzen.

Urteil des OLG Karlsruhe vom 21.10.2008
Aktenzeichen: 17 U 212/07
ZR-Report online

Bankrecht u. Anlagerecht Urteile
AuskunftsvertragBankhaftung

Themenverwandte Beiträge

admin ― 19. Januar 2012 | Kommentare sind geschlossen

Bank muss durch Ausspähen von Bankdaten entstandenen Schaden ersetzen – LG Landshut vom 14.07.2011 – Az. 24 O 1129/11

Ein Bankkunde wurde Opfer eines sogenannten Phishing-Angriffs („nach Passwörtern angeln“). Auf seinem PC war trotz eines funktionierenden Virenprogramms mit Firewall

admin ― 28. November 2011 | Kommentare sind geschlossen

Bank muss auch Höhe einer Provision offenlegen – BGH vom 19.07.2011 – Az. XI ZR 191/10

admin ― 26. Oktober 2010 | Kommentare sind geschlossen

Bank muss auf Provisionen für verkaufte Wertpapiere hinweisen – LG Frankfurt vom 01.03.2010 – Az. 2-19 O 116/09

admin ― 22. Januar 2010 | Kommentare sind geschlossen

„Lehmann-Papiere“: Schadensersatz wegen unzureichender Aufklärung – LG Hamburg vom 01.07.2009 – Az. 325 O 22/09

admin ― 30. Juli 2009 | Kommentare sind geschlossen

Erstes Urteil zur Falschberatung bei Lehman-Zertifikaten – LG Frankfurt/Main vom 28.11.2008 – Az. 2-19 O 62/08

admin ― 27. Juni 2009 | Kommentare sind geschlossen

Kapitalanlage: Widerspruch zwischen Prospekt und Beraterangaben – OLG Celle vom 03.11.2008 – Az. 11 U 198/08

admin ― 28. März 2009 | Kommentare sind geschlossen

Keine Sammelklage bei Falschberatung – BGH vom 30.10.2008 – Az. III ZB 92/07

admin ― 27. Februar 2009 | Kommentare sind geschlossen

Unzutreffender Hinweis zu Anlagerisiken – OLG Oldenburg vom 24.09.2008 – Az. 3 U 54/07

Rechtsgebiete:

  • Arbeitsrecht Urteile (935)
  • Arztrecht u. Medizinrecht Urteile (75)
  • Bankrecht u. Anlagerecht Urteile (301)
  • Baurecht Urteile (138)
  • Erbrecht Urteile (147)
  • Familienrecht Urteile (376)
  • Handelsrecht u. Gesellschaftsrecht Urteile (228)
  • Insolvenzrecht Urteile (169)
  • Internetrecht u. Onlinerecht Urteile (356)
  • Kaufrecht Urteile (255)
  • Mietrecht u. Immobilienrecht Urteile (597)
  • Reiserecht Urteile (283)
  • Schadensrecht Urteile (472)
  • Sozialrecht Urteile (317)
  • Steuerrecht Urteile (779)
  • Strafrecht Urteile (138)
  • Urheberrecht u. Medienrecht Urteile (218)
  • Verbraucherrecht Urteile (226)
  • Vereinsrecht Urteile (12)
  • Verkehrsrecht Urteile (299)
  • Vermischte Urteile (8)
  • Verschiedenes (8)
  • Versicherungsrecht Urteile (253)
  • Verwaltungsrecht Urteile (602)
  • WEG Wohnungseigentumsrecht Urteile (118)
  • Wettbewerbsrecht Urteile (409)
  • Wirtschaftsrecht Urteile (194)
  • Zivilrecht Urteile (698)
  • Zwangsvollstreckungsrecht Urteile (19)

Stichworte:

Darlehen Testament Schönheitsreparaturen Beweislast Irreführung Verjährung Insolvenzverwalter Betriebsrat Betriebskosten Arbeitszeit Schmerzensgeld Unterhalt Werbungskosten Gleichbehandlung Verkehrssicherungspflicht Schadensersatz Mietverhältnis Vertragsschluss Reisepreisminderung AGB Widerrufsrecht Haftung Polizei Nachbesserung Mitverschulden Gewährleistung Urheberrechtsschutz Reiseveranstalter Arbeitsvertrag Haftpflichtversicherung Abmahnung Persönlichkeitsrecht Fahrverbot Kündigungsschutz Fahrerlaubnis Kaskoversicherung fristlose Kündigung Wohnungseigentümer Umsatzsteuer Verkehrsunfall Unfallversicherung GmbH Absetzbarkeit Kindergeld Verbraucher
  • Kontakt
  • Impressum
  • Datenschutz