Gerichtsurteile - Urteilsbesprechungen

Gerichtsurteile für jeden verständlich aufbereitet. Interessante Urteilsbesprechungen zu Gerichtsentscheidungen

Startseite › Mietrecht u. Immobilienrecht Urteile › BGH stärkt Vermieterrechte bei Eigenbedarfskündigung – BGH vom 04.03.2015 – Az. VIII ZR 166/14

BGH stärkt Vermieterrechte bei Eigenbedarfskündigung – BGH vom 04.03.2015 – Az. VIII ZR 166/14

admin 19. August 2015    

Der Vermieter kann eine Eigenbedarfskündigung aussprechen, wenn er die vermietete Wohnung für sich, für die zu seinem Hausstand gehörenden Personen oder seine Familienangehörigen benötigt. Insbesondere wenn die Wohnung künftig von nur einer einzelnen Person genutzt werden soll, kommt seitens des Mieters meist der Einwand, die Wohnung sei für einen Einzelnen viel zu groß. Der Bundesgerichtshof hat sich mit dieser Problematik nun in einer Grundsatzentscheidung auseinandergesetzt und hierzu ausgeführt:

Der Vermieter wird durch Art. 14 Abs. 1 Satz 1 GG in seiner Freiheit geschützt, die Wohnung bei Eigenbedarf selbst zu nutzen oder durch privilegierte Angehörige nutzen zu lassen. Dabei haben die Zivilgerichte den Entschluss des Vermieters, die vermietete Wohnung nunmehr selbst zu nutzen oder durch den – eng gezogenen – Kreis privilegierter Dritter nutzen zu lassen, grundsätzlich zu achten und ihrer Entscheidung zugrunde zu legen. Ebenso haben sie grundsätzlich zu respektieren, welchen Wohnbedarf der Vermieter für sich oder seine Angehörigen als angemessen ansieht. Die Gerichte sind daher nicht berechtigt, ihre Vorstellungen von angemessenem Wohnen verbindlich an die Stelle der Lebensplanung des Vermieters (oder seiner Angehörigen) zu setzen.

Der vom Vermieter geltend gemachte Wohnbedarf ist folglich nicht auf Angemessenheit, sondern nur auf Rechtsmissbrauch zu überprüfen. Rechtsmissbräuchlich ist nicht schon der überhöhte, sondern erst der weit überhöhte Wohnbedarf. Dies haben die Gerichte unter Abwägung der beiderseitigen Interessen anhand objektiver Kriterien unter konkreter Würdigung der Einzelfallumstände zu beurteilen. Daher lassen sich auch keine genauen Richtwerte (etwa Wohnfläche) aufstellen, ab welcher Grenze bei einem Alleinstehenden von einem weit überhöhten Wohnbedarf auszugehen ist.

Urteil des BGH vom 04.03.2015
Aktenzeichen: VIII ZR 166/14
NJW 2015, 1590
NZM 2015, 378

Mietrecht u. Immobilienrecht Urteile
EigenbedarfskündigungRechtsmissbrauchWohnfläche

Themenverwandte Beiträge

admin ― 14. Februar 2019 | Kommentare sind geschlossen

Tatsächliche Wohnungsgröße für Betriebskostenabrechnung maßgeblich – BGH vom 16.01.2019 – Az. VIII ZR 173/17

Nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs ist für die Verteilung der Betriebskosten nach Wohnfläche auch bei einer preisgebundenen Wohnung die tatsächliche

admin ― 17. Juli 2018 | Kommentare sind geschlossen

BGH: Betriebskostenabrechnung immer nach tatsächlicher Fläche – BGH vom 30.05.2018 – Az. VIII ZR 220/17

admin ― 15. Juni 2018 | Kommentare sind geschlossen

Eigenbedarfskündigung wegen der beabsichtigten Nutzung der Wohnung als Zweitwohnung – BGH vom 22.08.2017 – Az. VIII ZR 19/17

admin ― 1. Dezember 2017 | Kommentare sind geschlossen

Eigenbedarfskündigung: Umfang der Anbietpflicht des Vermieters – BGH vom 19.07.2017 – Az. VIII ZR 284/16

admin ― 15. November 2017 | Kommentare sind geschlossen

Kündigung einer Mietwohnung wegen Berufsbedarfs – BGH vom 29.03.2017 – Az. VIII ZR 45/16

admin ― 13. November 2017 | Kommentare sind geschlossen

Kündigung einer GbR wegen Eigenbedarfs eines ihrer Gesellschafter – BGH vom 14.12.2016 – Az. VIII ZR 232/15

admin ― 11. September 2017 | Kommentare sind geschlossen

Schadensersatz bei nicht umgesetzter Eigenbedarfskündigung – BGH vom 29.03.2017 – Az. VIII ZR 44/16

admin ― 12. März 2017 | Kommentare sind geschlossen

Unwirksame Eigenbedarfskündigung bei freier „Alternativwohnung“ – BGH vom 23.08.2016 – Az. VIII ZR 178/15

Rechtsgebiete:

  • Arbeitsrecht Urteile (935)
  • Arztrecht u. Medizinrecht Urteile (75)
  • Bankrecht u. Anlagerecht Urteile (301)
  • Baurecht Urteile (138)
  • Erbrecht Urteile (147)
  • Familienrecht Urteile (376)
  • Handelsrecht u. Gesellschaftsrecht Urteile (228)
  • Insolvenzrecht Urteile (169)
  • Internetrecht u. Onlinerecht Urteile (356)
  • Kaufrecht Urteile (255)
  • Mietrecht u. Immobilienrecht Urteile (597)
  • Reiserecht Urteile (283)
  • Schadensrecht Urteile (472)
  • Sozialrecht Urteile (317)
  • Steuerrecht Urteile (779)
  • Strafrecht Urteile (138)
  • Urheberrecht u. Medienrecht Urteile (218)
  • Verbraucherrecht Urteile (226)
  • Vereinsrecht Urteile (12)
  • Verkehrsrecht Urteile (299)
  • Vermischte Urteile (8)
  • Verschiedenes (8)
  • Versicherungsrecht Urteile (253)
  • Verwaltungsrecht Urteile (602)
  • WEG Wohnungseigentumsrecht Urteile (118)
  • Wettbewerbsrecht Urteile (409)
  • Wirtschaftsrecht Urteile (194)
  • Zivilrecht Urteile (698)
  • Zwangsvollstreckungsrecht Urteile (19)

Stichworte:

Umsatzsteuer Gleichbehandlung Abmahnung Verbraucher Betriebskosten Mietverhältnis Verkehrsunfall Gewährleistung Reiseveranstalter Nachbesserung Reisepreisminderung Unfallversicherung Verkehrssicherungspflicht Widerrufsrecht Polizei Haftpflichtversicherung Urheberrechtsschutz Vertragsschluss Beweislast Fahrverbot fristlose Kündigung Testament Persönlichkeitsrecht Irreführung Fahrerlaubnis Werbungskosten Betriebsrat Verjährung Haftung Unterhalt Arbeitsvertrag Darlehen Kindergeld Schmerzensgeld Kündigungsschutz Schadensersatz Wohnungseigentümer Kaskoversicherung Schönheitsreparaturen Absetzbarkeit Mitverschulden GmbH Arbeitszeit Insolvenzverwalter AGB
  • Kontakt
  • Impressum
  • Datenschutz