Gerichtsurteile - Urteilsbesprechungen

Gerichtsurteile für jeden verständlich aufbereitet. Interessante Urteilsbesprechungen zu Gerichtsentscheidungen

Startseite › Zivilrecht Urteile › Voraussetzungen für Ausschluss einer AGB-(Inhalts-)Kontrolle – BGH vom 20.03.2014 – Az. VII ZR 248/13

Voraussetzungen für Ausschluss einer AGB-(Inhalts-)Kontrolle – BGH vom 20.03.2014 – Az. VII ZR 248/13

admin 2. August 2014    

Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB) sind alle für eine Vielzahl von Verträgen vorformulierte Vertragsbedingungen, die eine Vertragspartei (Verwender) der anderen Vertragspartei bei Abschluss eines Vertrags stellt. AGB liegen nicht vor, soweit die Vertragsbedingungen zwischen den Vertragsparteien im Einzelnen ausgehandelt sind. Der Bundesgerichtshof hatte sich mit der praxisrelevanten Frage des Vorliegens einer Individualvereinbarung zu befassen, durch die die AGB-(Inhalts-)Kontrolle ausgeschlossen werden sollte, und hierzu folgende Grundsätze aufgestellt:

Das Aushandeln erfordert „mehr als Verhandeln. Von einem Aushandeln in diesem Sinne kann nur dann gesprochen werden, wenn der Verwender zunächst den in seinen Allgemeinen Geschäftsbedingungen enthaltenen gesetzesfremden Kerngehalt, also die den wesentlichen Inhalt der gesetzlichen Regelung ändernden oder ergänzenden Bestimmungen, inhaltlich ernsthaft zur Disposition stellt und dem Verhandlungspartner Gestaltungsfreiheit zur Wahrung eigener Interessen einräumt mit zumindest der realen Möglichkeit, die inhaltliche Ausgestaltung der Vertragsbedingungen zu beeinflussen. Er muss sich also deutlich und ernsthaft zur gewünschten Änderung einzelner Klauseln bereit erklären. Die entsprechenden Umstände hat der Verwender darzulegen.“

Hierfür reicht „der allgemeine Hinweis, alle Vertragsbedingungen hätten zur Disposition gestanden“ und die Vertragsklauseln seien „ausgiebig und ernsthaft verhandelt worden“, zur Darlegung eines Aushandelns nicht aus. „Mit dem Schutzzweck der AGB-(Inhalts-)Kontrolle ist es auch nicht zu vereinbaren, wenn die Vertragsparteien unabhängig von den Voraussetzungen des § 305 Abs. 1 Satz 3 BGB die Geltung des Rechts der Allgemeinen Geschäftsbedingungen individualrechtlich ausschließen. Dadurch wird die Prüfung verhindert, ob eine gleichberechtigte Verhandlungsposition bestanden hat.“

Urteil des BGH vom 20.03.2014
Aktenzeichen: VII ZR 248/13
DB 2014, 1194
MDR 2014, 584

Zivilrecht Urteile
AGB

Themenverwandte Beiträge

admin ― 4. Januar 2021 | Kommentare sind geschlossen

Bankgebühren: Abgrenzung zwischen AGB und Individualvereinbarung – BGH vom 19.03.2019 – XI ZR 9/18

Eine GmbH verlangte von ihrer Bank die Rückzahlung der im Rahmen eines Darlehensvertrags entrichteten Bearbeitungsgebühren. Der Geschäftsführer des Unternehmens begründete

admin ― 24. Februar 2020 | Kommentare sind geschlossen

Versteckte Gebühr für Beratungsleistung in Darlehensvertrag – BGH vom 19.02.2019 – XI ZR 562/17

admin ― 19. November 2017 | Kommentare sind geschlossen

Unwirksame Festpreisklausel – BGH vom 20.07.2017 – Az. VII ZR 259/16

admin ― 18. November 2017 | Kommentare sind geschlossen

Unzulässige Preisbindung in Bauvertrags-AGB – BGH vom 20.07.2017 – Az. VII ZR 259/16

admin ― 4. März 2017 | Kommentare sind geschlossen

Wer ist „Verwender“ von AGBs? – BGH vom 20.01.2016 – Az. VIII ZR 26/15

admin ― 4. November 2016 | Kommentare sind geschlossen

Bank darf nicht auf Vorlage eines Erbscheins bestehen – BGH vom 05.04.2016 – Az. XI ZR 440/15

admin ― 15. August 2016 | Kommentare sind geschlossen

„WhatsApp“ muss AGB in deutscher Sprache verwenden – KG Berlin vom 08.04.2016 – Az. 5 U 156/14

admin ― 3. November 2015 | Kommentare sind geschlossen

Unzulässige Preiserhöhungsklausel beim Kauf einer Küche – OLG Karlsruhe vom 14.04.2015 – Az. 8 U 144/14

Rechtsgebiete:

  • Arbeitsrecht Urteile (935)
  • Arztrecht u. Medizinrecht Urteile (75)
  • Bankrecht u. Anlagerecht Urteile (301)
  • Baurecht Urteile (138)
  • Erbrecht Urteile (147)
  • Familienrecht Urteile (376)
  • Handelsrecht u. Gesellschaftsrecht Urteile (228)
  • Insolvenzrecht Urteile (169)
  • Internetrecht u. Onlinerecht Urteile (356)
  • Kaufrecht Urteile (255)
  • Mietrecht u. Immobilienrecht Urteile (597)
  • Reiserecht Urteile (283)
  • Schadensrecht Urteile (472)
  • Sozialrecht Urteile (317)
  • Steuerrecht Urteile (779)
  • Strafrecht Urteile (138)
  • Urheberrecht u. Medienrecht Urteile (218)
  • Verbraucherrecht Urteile (226)
  • Vereinsrecht Urteile (12)
  • Verkehrsrecht Urteile (299)
  • Vermischte Urteile (8)
  • Verschiedenes (8)
  • Versicherungsrecht Urteile (253)
  • Verwaltungsrecht Urteile (602)
  • WEG Wohnungseigentumsrecht Urteile (118)
  • Wettbewerbsrecht Urteile (409)
  • Wirtschaftsrecht Urteile (194)
  • Zivilrecht Urteile (698)
  • Zwangsvollstreckungsrecht Urteile (19)

Stichworte:

Unfallversicherung Verjährung Schmerzensgeld Polizei Wohnungseigentümer GmbH Kündigungsschutz Widerrufsrecht Insolvenzverwalter Kindergeld Nachbesserung Werbungskosten Darlehen Gewährleistung Mietverhältnis Arbeitszeit Schadensersatz Fahrverbot Arbeitsvertrag Betriebskosten Kaskoversicherung Unterhalt Gleichbehandlung Absetzbarkeit Fahrerlaubnis Verkehrsunfall Abmahnung Testament Vertragsschluss Verkehrssicherungspflicht Reiseveranstalter AGB Haftpflichtversicherung Persönlichkeitsrecht Mitverschulden Urheberrechtsschutz fristlose Kündigung Betriebsrat Umsatzsteuer Irreführung Reisepreisminderung Verbraucher Haftung Beweislast Schönheitsreparaturen
  • Kontakt
  • Impressum
  • Datenschutz